Bischof Scheuer: Aufgehobene Trappistenabtei soll als "Ort der gelebten Caritas und pastorales Zentrum" erhalten bleiben - Abt Lauras: "Gott wird Geschichte des Ortes weiterschreiben"
Linz, 28.10.2025 (KAP) Nach der Aufhebung des oberösterreichischen Stifts Engelszell übernimmt die Diözese Linz wie geplant Stiftsgebäude, Kirche und die dazugehörigen landwirtschaftlichen Bereiche von den Trappisten. Die entsprechenden Übergabeverträge wurden am Dienstag unterzeichnet. Engelszell werde als "Ort der gelebten Caritas und pastorales Zentrum" erhalten bleiben, sagte Diözesanbischof Manfred Scheuer im Anschluss vor Medienvertretern im Linzer Priesterseminar. Eine Planungsgruppe wird nun ein Konzept für die zukünftige Nutzung des Stiftsgebäudes erarbeiten. "Es ist gelungen, dass Stift Engelszell ein Ort des Gebets bleibt", sagte Samuel Lauras, Vorsitzender der Schließungskommission des Ordens und Abt des tschechischen Trappisten-Klosters Novy Dvur, der zuletzt faktisch auch Abt in Engelszell war.
Das Stift in der Donaugemeinde Engelhartszell (Bezirk Schärding) war die letzte Trappistenabtei in Österreich. 2023 zog sich der Orden aus Gründen des Nachwuchsmangels und der Überalterung zurück. Schon seit 1. August 2025 nimmt die Diözese Linz Geschäftsführung und Verwaltung des Klosterbesitzes wahr. Die wirtschaftlichen Betriebe des Stifts - darunter die bekannte Likörmanufaktur, eine Brauerei und ein Gastronomiebetrieb - wurden im vergangenen Juli an ein regionales Familienunternehmen übergeben und in die "Engelszeller Likör- und Brau GmbH" überführt. Damit werden Gastronomie, Brauerei und die traditionsreiche Likörproduktion am Standort des Stiftes Engelszell weitergeführt.
Als nächster Schritt erfolgt nun die Übernahme der vollen Verantwortung für das Stiftsareal durch die Diözese Linz. Die am Dienstag unterzeichneten Übergabeverträge müssen den kirchlichen Verantwortlichen zufolge noch von staatlichen und römischen Behörden genehmigt werden. Dass die Caritas Oberösterreich bereits seit längerer Zeit einen wesentlichen Teil des Stiftsareals für die Langzeitpflege von psychisch beeinträchtigten Menschen und für die Führung des Seniorenwohnhauses St. Bernhard nutzt, nannte Generalvikar Severin Lederhilger als Hauptgrund, warum die Diözese Linz Verantwortung für das Stift Engelszell übernimmt. Man sei sehr daran interessiert, dass diese Einrichtungen ohne Einschränkung gut weiterbestehen können, so Lederhilger.
Weitere Beweggründe sind laut dem Generalvikar die Sicherstellung des lebenslangen Unterhalts für die zum Stift Engelszell gehörenden bzw. dort beheimateten Mönche und die Bewahrung der Stiftskirche und der historischen Klostergebäude in ihrer religiösen und kulturellen Identität, aber auch als pastoralen Ort für die neue Pfarre Engelszell-Peuerbach. Dafür brauche es allerdings auch eine ökonomische Nutzung der Liegenschaften und Betriebe, die mit der diözesanen Wirtschaftstätigkeit gut vereinbar sei, betonte Lederhilger.
Dankgottesdienst für Trappisten am 30. November
Für die Diözese Linz sei es von großer Bedeutung, dass Stift Engelszell "auch künftig ein Ort bleibt, an dem Menschen die Nähe Gottes erfahren können", erklärte Diözesanbischof Scheuer. Die Stiftskirche solle weiterhin für Besucherinnen und Besucher offenstehen und ein lebendiger Ort des Glaubens sein, so der Wunsch des Bischofs.
Den Trappisten dankte Scheuer für ihr Wirken in Engelszell. "Durch ihr Gebet, die Pflege der Liturgie und der Kunstschätze sowie ihr wirtschaftliches Wirken haben die Trappisten nach dem Krieg wesentlich zur Belebung der Donautal-Region beigetragen", sagte der Bischof. Am 30. November (10 Uhr) wird Scheuer in der Stiftskirche Engelszell gemeinsam mit Trappistenorden-Generalabt Bernardus Peeters und Abt Lauras einen Gottesdienst feiern und dabei seinen Dank für das fast hundertjährige Wirken der Trappisten in Oberösterreich zum Ausdruck bringen.
Stift Engelszell war 1925 von Trappisten-Mönchen wiederbesiedelt und zu einer neuen Blüte gebracht worden. Zuvor gab es dort von 1293 bis 1786 ein Zisterzienser-Kloster, das aber im Zuge der josephinischen Kirchenreform aufgehoben wurde und dann lange leer stand.
"Gott wird Geschichte des Ortes weiterschreiben"
"Zum zweiten Mal in dessen 732-jährigen Geschichte verlassen die Mönche Stift Engelszell", resümierte Abt Lauras am Dienstag. 1786 sei das Kloster der Staatsräson zum Opfer gefallen, 2023 habe der Nachwuchsmangel die schwere Entscheidung des Ordens erzwungen, Stift Engelszell nach 100 Jahren wieder aufzugeben. Er habe sich gewünscht und zum Ziel gesetzt, dass Stift Engelszell ein christlicher Ort bleiben solle, sagte Lauras. Dies sei gelungen. "Die Zukunft hängt von Gott ab, er wird die Geschichte des Ortes weiterschreiben, aber ich denke, wir haben heute einen guten, wichtigen Schritt gesetzt."
Der Abt von Stift Wilhering, Reinhold Dessl, hob die stets freundschaftlichen Beziehungen zwischen Stift Wilhering und seinem Tochterkloster Stift Engelszell hervor, die in den vergangenen Monaten noch enger geworden seien. "Jede Schließung eines Klosters ist ein schmerzlicher Vorgang für den Orden, die Diözese und auch für eine Region", bedauerte Dessl die Aufhebung von Stift Engelszell. Klöster könnten jedoch nur existieren, wenn sich Menschen fänden, die den Weg der Jesus-Nachfolge mit dem Versprechen von Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam gingen, erinnerte er.
Die trappistische Berufung lege den Schwerpunkt auf Kontemplation, Stille und innerklösterliches Leben, sagte Dessl. "Das ist nicht jedermanns und jederfraus Sache, aber ein wichtiges Zeichen in unserer Zeit. Das geistliche Erbe von Engelszell für uns alle könnte sein, auch in unserem Alltag wieder mehr Kontemplation, Stille und innere Einkehr zu leben", so der Wunsch des Wilheringer Abtes. Er hoffe, dass das geistliche Erbe von Engelszell weiterleben könne.