Donnerstag, 24. November 2022

Zisterzienser-Wanderweg


Fernwanderweg auf den Spuren der Zisterzienser

Entlang der Spuren, die der Zisterzienserorden im Mittelalter in der mitteleuropäischen Landschaft hinterlassen hat, soll es künftig einen neuen Fernwanderweg geben. An dem Projekt sind 17 Zisterzienserklöster beteiligt, darunter aus Österreich die Stifte Rein und Zwettl.

Weitere Kooperationspartner werden noch gesucht, informierte die Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur in der deutschen Erzdiözese Bamberg, Birgit Kastner, am Mittwoch beim „Kulturtag“ der diesjährigen Ordenstagungen im Wiener Kardinal-König-Haus.

Das vom bayrischen Landkreis Bamberg ausgehende Projekt soll Kulturerbe sichtbar machen. Bei den Zisterziensern gebe es hier viel zu entdecken, sagte die Kunsthistorikerin. Die im frühen 12. Jahrhundert entstandene Ordensgemeinschaft habe durch die wirtschaftlichen Tätigkeiten ihrer Klöster und Stifte besonders „landschaftsprägend“ gewirkt und viel zur Entstehung der Kulturlandschaft in Mitteleuropa beigetragen, wie sie bis heute vorzufinden ist. Dies solle nun noch stärker ins allgemeine Bewusstsein gebracht werden.

Unwirtliche Gegenden nutzbar gemacht

„Die Spiritualität formte die Landschaft“, erklärte Kastner. Der Grundsatz „bete und arbeite“ (ora et labora) der Benediktsregel habe bei den als Reformorden gegründeten Zisterziensern dazu geführt, dass damals europaweit auf ähnliche Weise unbesiedelte und oft unwirtliche Gegenden wirtschaftlich nutzbar gemacht wurden.

Überall wurden aufgrund der spezifischen Bedürfnisse in den Klöstern Teichanlagen, Weinberge, Nutzwälder und Flächen für Ackerbau, Viehzucht, Obst- und Hopfenanbau angelegt; zudem entstanden Grangien (Wirtschaftshöfe) und Handelsstraßen zu den Städten, wo die Stifte ihre Waren in ihren Stadthöfen anboten.

Zisterzienser auf Handelswegen unterwegs

Dass künftig Wanderrouten auf diese Kulturleistungen aufmerksam machen sollen, kommt nicht von ungefähr: „Außer auf Handelswegen waren die Zisterzienser auch zu den Generalkapiteln regelmäßig unterwegs. In der Gründungszeit des Ordens mussten die Äbte jedes Jahr zum Generalkapitel ins französische Citeaux kommen.“ Mehrere Wochen waren die Geistlichen damals mit ihrem Gefolge unterwegs, in bis zu 40 Kilometer langen, durchaus beschwerlichen Tagesetappen, bei denen sie in befreundeten Klöstern abstiegen und durchaus auch Wallfahrtsziele ansteuerten.

Der nun entstehende „Weg der Zisterzienser“, der an dieser Tradition anknüpfen will, führt in seiner geplanten Südroute quer durch Österreich: Ausgehend vom im slowenischen Drautal gelegenen Kloster Sittich aus dem Jahr 1136 gelangt man ins steirische Stift Rein (1129), von dort vorbei an Stift Heiligenkreuz (1133) ins Waldviertler Kloster Zwettl (1138), wo der Weg dann in die böhmische Abtei Hohenfurt (Vyssi Brod) und in Folge nach Deutschland weiterführt, ist der Projekthomepage Cisterscapes zu entnehmen.

Kastner zufolge strebt man die Verleihung des Kulturerbesiegels der EU an, dessen bisherige Träger in Österreich unter anderem die Römerstadt Carnuntum und die Wiener Hofburg sind.